Private Wetterstation Kalkriese

Lat.: 52° 24' 26" Nord • Long.: 8° 04' 41" Ost • Höhe: 57 m ü. NN
Dienstag, 18. November 2025 • 08:53:55 (UTC+1)

Wettervorhersage externer Anbieter



Bodenanalysekarten und Synoptische Übersichten

Luftdruck - Fronten - Wetter

Nordatlantik - Europa
 
 
Nordatlantik - Europa


Quelle: Deutscher Wetterdienst, Quelldatei bearbeitet und eigene Angaben ergänzt.




SXEU31 DWAV 171800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 17.11.2025 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Nasskalt, in einigen Mittelgebirgen "ein Hauch von Winter". Ab der Nacht zum
Mittwoch im Norden stellenweise Schneefall bis in tiefe Lagen nicht
ausgeschlossen.
Bis auf zeitweilige Sturmböen in exponierten Gipfellagen (Brocken) keine
markanten Ereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
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Aktuell ... hat sich landesweit nasskaltes Spätherbstwetter durchgesetzt, im
Bergland sogar bereits mit einem Hauch von Winter. Verantwortlich dafür ist ein
markanter Höhentrog, der Deutschland inzwischen von Nordwest nach Südost
überquert hat. Rückseitig gelangt auch niedertroposphärisch vom Nordmeer her
maritime Polarluft ins Vorhersagegebiet, die allerdings auf ihrem Weg über die
Nordsee erwärmt daherkommt. Immerhin ist die Temperatur in 850 hPa inzwischen
auf Werte zwischen -4 und -6 Grad abgesunken, so dass die Schneephase bis in
mittlere Höhenlagen durchaus eine Rolle spielt.
Bodennah hat die Polarluft das Vorhersagegebiet in mehreren Staffeln geflutet,
deren letzte (korrespondierend mit der Trogachse und der mit -28 bis -34 Grad in
500 hPa höhenkältesten Luftmasse) aktuell noch den Südosten des Landes überquert
und in den kommenden Stunden auch die Alpen erreicht.
Wenngleich die Schauer insgesamt wenig ergiebig ausfallen, kann es vor allem an
den Nordhängen der Mittelgebirge auch mal etwas kräftiger schneien bzw. graupeln
und somit Glätte durch Schneematsch auftreten. Am Nachmittag wurde die letzte
Staffel sogar noch ein wenig aktiviert und es hat in den mittleren Landesteilen
hier und da mal für ein kurzes Graupelgewitter gereicht.
An den Alpen stauen sich die Niederschläge vorübergehend und inzwischen schneit
es auch bis in die meisten Täler. Ansonsten folgt dem Höhentrog von Nordwesten
her ein flacher Rücken, der für eine rasche Wetterberuhigung sorgt. Insgesamt
steigt der Druck bereits deutlich, vor allem in der Südhälfte, dorthin weitet
sich im Laufe der Nacht von Frankreich her ein kräftiger Hochkeil aus. Somit
klingen die noch auftretenden letzten Schauer in der Mitte und im Süden in den
Abendstunden rasch ab, lediglich im Stau der Alpen schneit es noch bis in die
zweite Nachthälfte hinein, wenngleich auch mit deutlich abnehmender Intensität.
Am Erzgebirge und im Schwarzwald können am Abend in höheren Lagen noch wenige
Zentimeter Neuschnee fallen, an den Alpen in Staulagen bis nach Mitternacht auch
durchaus noch 5 bis 15 cm. Ansonsten klart der Himmel in der Südhälfte vielfach
auf und in der einströmenden Polarluft sinkt die Temperatur nahezu überall unter
den Gefrierpunkt. In einigen Mittelgebirgstälern Süddeutschlands kann es auch
mäßigen Frost geben. Vor allem im Bergland sowie im Alpenvorland tritt auch
Glätte durch Überfrieren von Nässe auf.
Nicht ganz so störungsfrei verläuft die Nacht dagegen in der Nordhälfte. Dort
bleibt die Luftmasse oberhalb der flachen Grundschicht labil geschichtet, dazu
dreht die bodennahe Strömung mit Ausweiten des Hochkeils weiter südlich
zunehmend zurück auf Nordwest bis West. Somit kann feuchtere Nordseeluft weit
ins Landesinnere, in die Norddeutsche Tiefebene vordringen. Zudem wird der
Höhenkeil von einem kleinräumigen flachen Trog überlaufen, wodurch ein wenig
dynamische Hebung generiert werden kann. Die Folge sind weitere Schauer, die
aktuell bereits Ostfriesland erfassen und sich im Laufe der Nacht auf Teile von
Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ausweiten. Zwar
wird niedertroposphärisch mit einem Bodentrog etwas mildere Nordseeluft
eingesteuert (-3 bis -4 Grad in 850 hPa), nach Osten zu könnte aber bei einem
kräftigeren Schauer vielleicht auch mal kurz die Schneephase mit ins Spiel
kommen.
Wie weit die in der Regel aber nur unergiebigen Schauer nach Osten und Süden
vorankommen, ist noch unklar. Eventuell können sie in den Frühstunden noch den
Oberharz und die westdeutschen Mittelgebirge erfassen. Dann kann es auch dort
etwas Schnee und Glätte geben.
Während es in den Niederungen Nordwestdeutschlands meist frostfrei bleibt, muss
in höheren Lagen dort auf jeden Fall mit Frost und Glätte gerechnet werden.
Anzusprechen bleibt noch der Wind. Der Gradient fächert zwar auch im Norden
etwas auf, für einzelne steife Böen reicht es aber zumindest im Nordseeumfeld
noch die Nacht über. Dabei dreht der Wind langsam auf Nordwest bis West. Auf dem
Brocken kann es stürmische Böen geben. Ansonsten spielt der Wind warntechnisch
keine Rolle mehr.

Dienstag ... schwenkt der Höhenkeil rasch ostsüdostwärts über das
Vorhersagegebiet hinweg. An der Südflanke des Langwellentrogkomplexes über
Skandinavien stellt sich dann eine leicht "flatternde" westliche Höhenströmung
ein, wobei flache kurzwellige Troganteile die Nordhälfte ostwärts überqueren.
Ein etwas markanterer Kurzwellentrog greift am Abend auf den Nordwesten des
Landes über und sorgt für ein leichtes Rückdrehen der Höhenströmung.
Mit Annäherung des Kurzwellentroges setzt zunächst über Nord- und später auch
über Westdeutschland eine erneute Labilisierung der Luftmasse ein, dazu wird
bodennah auch etwas feuchtere Luft eingesteuert wird. Die Temperatur in 850 hPa
schwankt meist um -4/-5 Grad, in 500 hPa geht sie bis zum Abend auf -28 Grad im
Westen und -33 Grad ganz im Norden zurück.
Vor allem über den Nordwesten und Norden ziehen somit im Tagesverlauf immer
wieder Schauerstaffeln hinweg, vereinzelt kann es auch kurze Graupelgewitter
geben, am ehesten im Nordseeumfeld und in Schleswig-Holstein, wo die
Labilitätsfläche am höchsten reicht. Wie weit die Schauer nach Süden ausgreifen,
ist noch unklar. Die westlichen und nördlichen Mittelgebirge dürften aber noch
etwas Niederschlag abbekommen, der dort dann oberhalb von etwa 400 bis 600 m als
Schnee fällt. Die Intensität der Schauer ist dort aber zunächst so schwach, dass
es höchstens für Glätte durch etwas Schneematsch reicht.
Mit Annäherung des Kurzwellentroges und der damit einhergehenden dynamischen
Hebung nimmt dann aber am Nachmittag und Abend die Intensität der Schauer im
Nordwesten und Westen zu, und dann sind sicherlich auch die westlichen
Mittelgebirge (insbesondere Bergisches Land, westliches Sauerland, eventuell
noch Eifel) betroffen. Dort können dann oberhalb von 400 m kleinräumig durchaus
mal mehrere Zentimeter Neuschnee in kurzer Zeit fallen.
Der Wind weht vor allem über dem Südteil der Deutschen Bucht und entlang der
vorpommerschen Küste lebhaft und dreht dabei auf West bis Südwest zurück. Am
ehesten reicht es auf den Ostfriesischen Inseln und im Bereich der Elbmündung
für vereinzelte steife Böen (Bft 7). Auf dem Brocken legt der Wind etwas zu mit
Böen Bft 8 bis 9.
Die Schauer erfassen vielleicht grade noch so die mittleren und östlichen
Landesteile, weiter südlich bleibt es aber trocken. Vor allem von der Pfalz bis
ins östliche Oberbayern und weiter südwestlich scheint auch häufig die Sonne,
eventuell dauert es ein wenig, bis sich nächtliche Nebelfelder auflösen.
Die Höchsttemperaturen erreichen bei guter Durchmischung in der Nordhälfte und
im Westen Werte zwischen 4 und 8 Grad, die Nullgradgrenze liegt bei etwa 800 m.
In der Südhälfte fehlt es im Bereich des sich nur langsam von N9orden abbauenden
Hochkeils, so dass es auch bei längerem Sonnenschein nicht milder wird als
weiter nördlich, gebietsweise bleibt es auch etwas kühler.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Kurzwellentrog rasch über den Norden und
Osten des Landes hinweg ostwärts. Mit dem Trog kommen die Schauer über die Mitte
des Landes nach Osten voran, wobei es nun auch im Harz kurzzeitig mal etwas
kräftiger schneien kann, eventuell reicht es auch weiter südlich, in der Rhön,
auf dem Vogelsberg und im Thüringer Wald für etwas Neuschnee. Von Westen her
klingen die Schauer dann aber vorübergehend ab.
Dann gilt es, den Blick gen Westen zu richten. Ein weiterer, markanter
Kurzwellentrog wird an der Westflanke des Nordeuropatroges über die Nordsee
hinweg südwärts geführt und zerfällt später in zwei Anteile: Während der
westliche Anteil bei beginnender Amplifizierung nach Südwesten zu über
Südengland bzw. dem Ärmelkanal eingebremst wird, schlägt der östlich gelegene
kurzwellige Troganteil einen Ostkurs ein und schlägt morgens knapp westlich der
Deutschen Bucht auf. Mit diesem Trogvorstoß interagiert ein kleinräumiges
Bodentief, das sich Dienstagabend noch im Bereich der Doggerbank befindet, sich
trogvorderseitig dann aber etwas vertiefen kann und Mittwochfrüh mit einem
Kerndruck von ca. 1000 hPa irgendwo im Bereich der Westfriesischen Inseln bzw.
über dem Norden der Niederlande aufschlägt. Vorderseitig setzen über dem
Nordwesten Deutschlands im laufe der zweiten nachthälfte etwas intensivere
Niederschläge ein, und nun kommt tatsächlich auch in den Niederungen die Phase
ins Spiel. Vor allem im nordwestlichen/nördlichen Niedersachsen, im Hamburger
Raum und im südlichen Schleswig-Holstein dreht der Wind bodennah auf Südost
zurück und kappt somit die Advektion milderer Meeresluft. In 850 hPa steigt die
Temperatur in der Region nur geringfügig an und - je nach Intensität der
Niederschläge - könnte die Verdunstungsabkühlung ausreichen, dass die
Schneephase dort die Oberhand gewinnt. ICON-EU und auch der aktuelle GFS-Lauf
simulieren in der Region Mengen um oder knapp über 10 l/m² in sechs Stunden und
vor allem das ICON-EU auch eine dünne Schneedecke, während der aktuelle
I-D2-Lauf etwas defensiver aufgestellt ist.
Etwas kräftigere Schauer greifen auch auf den Westen über und erfassen morgens
vielleicht auch die mittleren Landesteile. Bei etwas auffrischendem Südwestwind
und somit besserer Durchmischung liegt die Schneefallgrenze dort aber eher bei
400 m, darüber hinaus sind aber vor allem im Bereich Eifel und Westerwald einige
Zentimeter Neuschnee, zumindest aber Glätte möglich.
Apropos Wind: Der frischt im Westen und in den mittleren Landesteilen bei
zunehmender Grdientverschärfung an der Ostflanke des Tiefs auf. In einigen Kamm-
und Gipfellagen gibt es stürmische Böen, auf dem Brocken vielleicht Sturmböen.
Im Süden bekommt man von der Entwicklung weiter nördlich nichts mit, auch, wenn
der Hochkeil sich weiter abschwächt bzw. nach Osten abgedrängt wird. Somit
bleibt es in weiten Teilen Bayerns und Baden-Württembergs zunächst gering
bewölkt oder klar, später können sich in einigen Niederungen Nebel- und
Hochnebelfelder ausbreiten. Es gibt verbreitet Frost, in einigen "Kältelöchern"
auch unter -5 Grad. Dabei kann stellenweise Glätte durch Reif bzw. Überfrieren
auftreten.

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Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch ... hat sich gegenüber den Ausführungen in der Frühübersicht nicht viel
geändert. Abhängig von der genauen Zugbahn des Bodentiefs, die von den Modellen
noch durchaus mit gröberen Differenzen simuliert wird, kann es an dessen Ost-
und vor allem Nordflanke - je nach Intensität der Niederschläge - durchaus bis
in tiefe Lagen schneien. ICON-EU fährt insgesamt die progressivste Variante und
lässt das Tief bis Mittwochabend nach Vorpommern und in der Nacht zum Donnerstag
zur Ostsee rausziehen. Vor allem in einem Streifen vom nördlichen Niedersachsen
über den Hamburger Raum bis nach Mecklenburg kann es nach Lesart des Modells
vorübergehend einige Zentimeter Neuschnee geben.
Interessanter gestaltet sich die GFS-Variante, die das Tief bis Donnerstagfrüh
nur langsam über das nordwestliche Niedersachsen zur Lübecker Bucht ziehen
lässt. Das dürfte eine Art "worst Case"-Szenario sein: Vor allem in Teilen von
Schleswig-Holstein kann es dann länger anhaltend und kräftig schneien,
insbesondere auch noch in der Nacht.
An der Südflanke des Tiefs weiten sich schauerartige Niederschläge von Westen
über die Mitte südost- bzw. ostwärts aus, lediglich ganz im Südosten bleibt es
wohl noch bis Donnerstagfrüh trocken. Vor allem tagsüber steigt die
Schneefallgrenze bei guter Durchmischung vorübergehend sogar etwas an, meist
schwankt sie aber zwischen 400 und 600 m. Darüber sind durchaus einige
Zentimeter Neuschnee denkbar, vor allem in Staulagen und in der Nacht zum
Donnerstag, wenn rückseitig des Tiefs wieder etwas kältere Luft einströmt, auch
bis an die 10 cm.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bis Dienstagabend bzw. Mittwochfrüh sind die Modellunterschiede marginal und
nicht wirklich warnrelevant.
Auf die Differenzen am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag und das
eventuelle Potenzial für Schnee bis in tiefe Lagen (im Nordwesten/Norden) wurde
im Text hingewiesen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff



S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 17.11.2025 um 10.30 UTC



Nasskalt, im Bergland frühwinterlich. Kommende Woche Milderung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 24.11.2025


Lange war er angekündigt, nun ist er selbst in der Kurzfrist da: Der nasskalte,
im Bergland frühwinterliche Witterungsabschnitt. Wenn es um eine erste
Einordnung dessen Nachhaltigkeit geht, kommt man am Blick auf die Stratosphäre
und großräumigen Zirkulationsmuster nicht vorbei.

Dabei fällt ein erstes Fazit für die aus den vergangenen Jahren leidgeplagten
Winterfans eher ernüchternd aus. So findet zwar eine leichte Verschiebung des
Aleutenhochs in der Stratosphäre Richtung Kanada und eines zweiten Astes auch
Richtung Ostsibirien statt, was effektiv ein Displacement des Polarwirbels in
den Nordostatlantik, der Barentssee und Skandinavien zur Folge hat. Viel mehr
als ein minor warming, geschweige denn ein Split mitsamt Umkehr des zonalen
Windes zeichnet sich aber nicht ab. "Nasskalt" bleibt damit für tiefe Lagen wohl
zunächst "das höchste der Gefühle", was angesichts der Dynamik des
fortschreitenden Klimawandels für eine Prognose Ende November 2025 auch nicht
überraschen sollte. Dennoch kann schon an dieser Stelle versprochen werden,
spannend wird es trotzdem!

So umspannt am kommenden Donnerstag in einer stark meridional geprägten
Zirkulation noch immer ein breiter und leicht positiv geneigter Trog weite Teile
des Vorhersagegebietes. Er reicht von Spitzbergen und der Barentssee bis in den
Norden Spaniens und ist hochreichend mit Kaltluft aufgefüllt (T500 verbreitet <
-35°C, Teile Skandinaviens < -40°C). Bodennah ist rückseitig eines frisch
abgezogenen Tiefs über Norddeutschland Richtung Ostsee ein neuer Schwall
maritimer Polarluft arktischen Ursprungs eingeflossen, die mit -4 bis -7°C in
850 hPa einen weiten Weg über Nordmeer und Nordsee hinter sich hat und daher im
Flachland ohne Alterung kaum mehr als nasskaltes Feeling zulässt bei
Temperaturen zwischen +2 und +6°C. Oberhalb 400 m, erst Recht oberhalb von 600 m
ist der Eindruck jedoch frühwinterlich und die schauerartigen Niederschläge
fallen meist als Schnee. Viel mehr als wenige Zentimeter sind aber nicht zu
erwarten. In stärkeren Schauern, kann sich auch in tiefen Lagen mal die ein oder
andere nasse Flocke, Graupel oder ein kurzes Gewitter verirren. An einzelnen
Küstenabschnitten kann der Gradient an der Südwestflanke des Tiefs durchaus für
einzelne stürmische Böen (Bft 8) aus nördlichen Richtungen ausreichen.

Am Freitag und Samstag nimmt bedingt durch die recht hohe nordhemisphärische
Wellenzahl von 7 das Geschehen über dem Nordatlantik an Fahrt auf. Zwischen den
sich regenerierenden Protagonisten Islandtief und Azorenhoch baut sich eine
stramme westliche Strömung auf. Infolge einsetzender WLA über den Britischen
Inseln wird ein Rücken kurzer Wellenlänge Richtung Mitteleuropa geschoben, der
den Trog in arge Bedrängnis bringt, wodurch ein allmähliches Abschnüren
wahrscheinlich wird. Wann, wo und wie genau ist im Detail aber noch unsicher.
Als derzeit wahrscheinlichstes Szenario läuft es wohl auf den zentralen
Mittelmeerraum hinaus mit entsprechend heftigen Begleiterscheinungen in Form
heftiger Regenfälle und Sturmböen. Bei uns führt die Vorderseite des Rückens zu
Absinken und einer allmählichen Wetterberuhigung. Schauer werden seltener und
die Luftmasse kommt zur Ruhe. Durch vermehrte Auflockerungen herrscht nun in den
Nächten eine erhöhte Frostgefahr. In einigen Mittelgebirgstälern sind mäßige
Fröste unter -5°C möglich.

Sonntag und Montag wird die Vorhersage sehr unsicher und ein Blick in die
Details lohnt sich derzeit noch nicht. Nur soviel: Sowohl ein Übergreifen
atlantischer Frontensysteme von Westen als auch Aufgleitniederschläge aus Süden
sind ein realistisches Szenario. Sehr viel hängt dabei vom genauen
Abtropfprozess ab und inwieweit ein südlicher Ausbruch der atlantischen
Frontalzone hinein in den bereits vorgefertigten Mittelmeertrog stattfindet.
Festzuhalten bleibt, dass die Niederschlagsneigung zunimmt und dabei durch die
vorherige Alterung der Luftmasse durchaus bei geeigneter Tageszeit und/oder
Niederschlagsintensität realistische Chancen für weiße Überraschungen auch in
tiefen Lagen bestehen, die aber voraussichtlich nur von kurzer Dauer sind. Die
Zeichen auf Milderung und Westdurchbruch im Laufe der kommenden Woche scheinen
unausweichlich - allenfalls mit neuerlichen "Berglandwinter"-Optionen im
Trogbereich.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Das Abtropfen über den Balearen und Sardinien wird konsequent verfolgt, ebenso
wie eine Einbindung des Höhentiefs in die Strömung im Laufe des Wochenendes.
Dabei besteht weniger die Neigung hin zu einem Westdurchbruch als viel mehr zu
nordwärts ausgreifenden Aufgleitniederschlägen von Bayern Richtung Ostsee. Weite
Landesteile wären dabei auf der kalten Seite, wobei die Auskühlung/Alterung der
Luftmasse in den letzten Läufen an Schärfe gewonnen hat. Damit sind die Chancen
für Schneefälle am Samstag und vor allem Sonntag bis in tiefe Lagen effektiv
gestiegen seit gestern.

Trotz leicht divergierenden Lösungen in der Folge sind sich die Läufe
untereinander dahingehend einig, dass die Zufuhr feucht-milder Atlantikluft im
Laufe der nächsten Woche nicht zu stoppen sein dürfte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Abtropfprozess, Durchschwenken des Residuums im Norden, Aufbau des Rückens,
Einbindung der auflebenden Frontalzone kommende Woche - all das bereits in der
Mittelfrist massive Probleme, bei denen selbst kleinere Modifikationen große
Auswirkungen haben.

Dabei wird von der Mehrheit der Modelle eher das Übergreifen einer stark
okkludierten Front aus Westen der Vorrang gegenüber Aufgleitniederschlägen aus
Süden gegeben. Aber auch in diesem Fall wären vorübergehend Schneefälle bis in
tiefen Lagen denkbar - ein Szenario, wie es beispielsweise auch das AIFS
ausgerechnet für den Berufsverkehr am Montagmorgen für weite Teile Süd- und
Westdeutschlands favorisiert (ebenfalls gänzlich ohne Aufgleiten aus Süden).
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


RAUCHFAHNEN:
Bezüglich der Qualität der arktischen Kaltluft wird das Minimum am Freitag
erreicht mit deutlich unter -5°C, lokal eventuell bis nahe -10°C in 850 hPa. Vor
allem im Laufe der kommenden Woche deutet sich eine allmähliche Milderung an,
wobei der Hauptlauf etwas zu offensiv aufgestellt scheint. Er schießt mit teils
+5°C deutlich über das Gros der Member (knapp unter 0°C) hinaus. Selbst mit der
kühleren Variante kann angesichts der Luftmassenherkunft und guten Durchmischung
von frühwinterlichen Optionen (Gipfellagen ausgeklammert) keine Rede mehr sein.
Am Rhein wären rasch wieder zweistellige Höchstwerte ein Thema, was auch nicht
unrealistisch ist.

Die Niederschlagssignale nehmen nach kurzem Minimum am Freitag und Samstag
ebenfalls rasch wieder zu.

CLUSTER:
Cluster und EPS zeigen das Aufgleiten in der Mehrheit weiter östlich, womit der
operationelle Lauf endgültig angezweifelt werden muss. Am Westdurchbruch gibt es
keinen Zweifel, wobei das Sturmpotential nicht zu unterschätzen ist und wir in
der erweiterten Mittelfrist Mitte nächster Woche in die nächste Troglage
rutschen könnten (also wieder Abfall der Schneefallgrenze von über 1000 auf etwa
400 bis 600 m). Bis zum Monatsende wird in der Folge NAO+ und damit ein aktiver
Atlantik bei den Regimen favorisiert - also die feucht-milde Variante.


FAZIT:
Zunächst nasskaltes Schauerwetter, im Bergland frühwinterlich. Nach
vorübergehender Wetterberuhigung und vielfach frostigen Nächten im Laufe des
Wochenendes und zu Beginn der neuen Woche einsetzende Niederschläge. Dabei
kurzzeitig auch für tiefe Lagen realistische Chancen auf eine "weiße
Überraschung" - Schwerpunkte aber noch unsicher. Im Laufe der neuen Woche
Westdurchbruch mit einsetzender Milderung wohl unausweichlich - allenfalls mit
neuerlichen "Berglandwinter"-Optionen im weiteren Verlauf.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Auch wenn die frühwinterliche Witterung zahlreiche gelbe Warnungen nach sich
ziehen dürfte bis in den Mittelfristzeitraum hinein (Frost, Glätte, Schnee), so
gibt es derzeit kaum nennenswerte Signale für markante Wettererscheinungen mit
größeren Auswirkungen.

Das gilt auch für einzelne Sturmböen (Bft 8-9), die vereinzelt an der See oder
auf exponierten Bergen auftreten können.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen


Quelle: Deutscher Wetterdienst