Wettervorhersage externer Anbieter
Bodenanalysekarten und Synoptische Übersichten
Luftdruck - Fronten - Wetter |
| Nordatlantik - Europa |
![]() |
Quelle: Deutscher Wetterdienst, Quelldatei bearbeitet und eigene Angaben ergänzt.
SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 26.11.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Nach kurzem Zwischenhocheinfluss ab Donnerstag von Nordwesten her wieder
unbeständiger und milder.
Im Nordseeumfeld dann zeitweise stürmische Böen, auf dem Brocken Sturmböen.
Glatteis in der Nacht zum Freitag in den mittleren Landesteilen nicht
ausgeschlossen, in der Nacht zum Samstag im Südosten wahrscheinlich.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
----------------------------------------------------------------
Aktuell ... greift ein durch kräftige WLA an der Südflanke eines vom Nordmeer
Richtung Skandinavien ziehenden Höhentroges gestützter Höhenrücken von der
Nordsee langsam auf Norddeutschland über. Damit endet die bisherige, einige Zeit
andauernde Großwetterlage "Trog Mitteleuropa" nun endgültig: Unser bisher
wetterbestimmender Höhentrogkomplex besteht aus einem Dipol mit Drehzentren über
Polen und knapp nördlich des Tyrrhenischen Meeres. Mit Vorstoß des Rückens wird
dieser Komplex regelrecht "in die Länge gezogen". Das Höhentief über Polen
verlagert sich ins Baltikum, füllt sich weiter auf und wird schließlich als
Randtrog in den auf Skandinavien übergreifenden Höhentrog inkludiert, während
der südliche Dipol langsam südwärts wandert. Somit verlieren beide ihren
Einfluss auf das Wetter hierzulande.
Im Bodenfeld ziehen sich die beiden an die Höhendipole gekoppelten
Tiefdruckgebiete ebenfalls einerseits Richtung Baltikum, andererseits nach
Süditalien zurück. Somit setzt sich der Druckanstieg im Vorhersagegebiet vor
allem in der Mitte und im Süden weiter fort und von Frankreich her weitet sich
eine kräftige Hochdruckzone ("ALRUN") über Süddeutschland hinweg Richtung
Ostösterreich und Tschechien aus.
An der Ostflanke der sich nähernden Hochdruckzone hat sich mit
nordnordwestlicher Anströmung vor allem am Alpenrand eine veritable Staulage
eingestellt, die auch noch bis weit in die Nacht andauert. Allerdings verlieren
die Niederschläge, die dort bei etwa -5 bis -7 Grad in 850 hPa bis in tiefe
Lagen als Schnee fallen, bereits deutlich an Intensität. In den vergangenen 36
Stunden gab es in exponierten und höher gelegenen Staulagen gebietsweise 30 bis
40 cm Neuschnee, noch etwa 5 bis 10 cm dürften dazukommen.
Auch am Nordrand der östlichen Mittelgebirge sowie in den ostbayerischen
Mittelgebirgen schneit es bis in die Nacht hinein noch leicht, allerdings reicht
es meist nur noch für wenige Zentimeter.
Während es im Südosten auch abseits der Alpen bzw. der Mittelgebirge noch
leichte Niederschläge - in tiefen Lagen meist Schneeregen oder Regen, ab etwa
400 bis 600 m Schnee - gibt, ist es sonst bereits überwiegend trocken, abgesehen
von vereinzelten unergiebigen Schauern an den Küsten bzw. im angrenzenden
Binnenland. Vor allem im Norddeutschen Tiefland gibt es auch größere
Wolkenlücken, ansonsten hält sich innerhalb der feuchten Grundschicht vielerorts
dichte, gebietsweise auch hochnebelartige Bewölkung.
Im Laufe der Nacht klingen dann auch im Südosten die Niederschläge ab,
allerdings lockern die Wolken generell nur sehr zögerlich auf, am ehesten
vielleicht noch vom Westen über die Mitte bis in die östlichen Landesteile,
während es im Südosten noch überwiegend bedeckt bleiben dürfte. Erneut lässt
sich aufgrund der Bewölkungsverhältnisse nur schwer abschätzen, wo es für Frost
reicht. Dieser tritt allerdings sicherlich verbreiteter auf als in den
vergangenen zwei Nächten, zumal die Luftmasse niedertroposphärisch etwas kälter
ist und die Chancen auf Auflockerungen höher sind. Frostfrei bleibt es wohl im
Nordwesten (dazu mehr im nächsten Abschnitt), aber auch in Teilen der Lausitz
sowie in einigen Niederungen West- bzw. Südwestdeutschlands. Vor allem im
Bergland sowie im Süden und Osten kann gebietsweise Glätte durch Überfrieren
auftreten.
Im Nordwesten macht sich bereits die kräftige WLA, die den Rücken überläuft, in
Form aufziehender mehrschichtiger Bewölkung bemerkbar und verhindert meistens
frostige Temperaturen.
Im Laufe der Nacht kommt es über dem Seegebiet südwestlich von Island zudem zu
einem weiteren, markanten Trogvorstoß. Vorderseitig kann sich das Tief "YONATAN"
bis Donnerstagfrüh zu einem ausgewachsenen Sturmwirbel entwickeln mit einem
Kerndruck von ca. 960 hPa. Eine diesem Tief vorgelagerte frontale Welle wird in
dessen Warmfront inkludiert und greift bereits nachts von den Britischen Inseln
her auf die Nordsee über, eventuell auch als zwei Warmfronten analysiert, von
denen die vordere morgens das Seegebiet knapp westlich bzw. nördlich der
Deutschen Bucht erfasst. Zwar bleibt es an der deutschen Nordseeküste noch
überwiegend trocken, dennoch verschärft sich der Gradient präfrontal deutlich
und der auf Südwest bis Süd rückdrehende Wind frischt auf. Morgens gibt es
zumindest über der Deutschen Bucht und den ersten Inseln steife Böen (Bft 7).
Donnerstag ... befindet sich das südlich von Island langsam ostwärts ziehende
Sturmtiefs ziemlich genau achsensenkrecht unterhalb des Höhentiefkerns und hat
somit seine Entwicklung weitgehend abgeschlossen. Es weist aber zunächst noch
einen großen Warmsektor auf, okkludiert nur zögerlich und schwächt sich dadurch
vorerst kaum ab. Zeitweise weist es einen Kerndruck von knapp unter 960 hPa auf.
Die Warmfront(en) des Tiefs kommen über der Nordsee ostwärts voran, zumindest
der nördliche Part erreicht abends Südskandinavien und die westliche Ostsee und
überquert dabei auch den Westen und Norden des Vorhersagegebietes mit
Regenfällen meist leichter Intensität, die abends in etwa eine Linie
Saarland-Mecklenburg erreichen. Dabei ist es tatsächlich nicht unerheblich, ob
es sich um eine oder zwei Fronten handelt. Vor allem die ICON-Kette (ICON-EU und
I-D2) simuliert nämlich einen zweiten kräftigen WLA-Schub im Tagesverlauf über
Westdeutschland, den man durchaus als Warmfront interpretieren könnte. Während
GFS und IFS, aber auch andere Modelle vom Saarland bis ins südliche
Niedersachsen nur geringe Niederschläge auf der Agenda haben, simulieren die
deutschen Modelle (recht konsistent seit einigen Läufen) dort nachmittags und
abends gebietsweise bis 4 l/m² in 6 Stunden. Tagsüber ist das warnkritisch
natürlich unkritisch, könnte aber in der Nacht spannend werden (Stichwort:
Glatteis), dazu später mehr.
Da der Höhenrücken über dem Vorhersagegebiet durch das nach wie vor
hochreichende und umfangreiche Mittelmeertief blockiert wird, kommt er nur bis
etwa zu den mittleren Landesteilen voran und büßt zunächst aber wenig an
Substanz ein. Die Hochdruckzone über Süddeutschland bleibt somit unverändert
robust und wird nur langsam ein klein wenig nach Südosten abgedrängt.
Entsprechend verschärft sich der Gradient vorübergehend etwas und der Wind legt
noch etwas zu. Aufgrund der stabilen Schichtung macht sich das warntechnisch
aber lediglich an den Küsten sowie in einigen Gipfellagen bemerkbar. Im
Nordseeumfeld gibt es steife bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8), über der
Deutschen Bucht eventuell auch mal eine Sturmböe (Bft 9), an der Ostseeküste
reicht es nur an exponierten Abschnitten für einzelne steife Böen aus Südwest.
In den Kamm- und Gipfellagen der zentralen und nördlichen Mittelgebirge ist mit
steifen, exponiert stürmischen Böen zu rechnen, auf dem Brocken mit Sturmböen,
schwere Sturmböen (Bft 10) am Nachmittag nicht ganz ausgeschlossen.
Während es im Westen und Norden überwiegend stark bewölkt bis bedeckt bleibt,
lösen sich die Nebel- und Hochnebelfelder im Osten und Süden teils nur zögernd
auf. Vor allem in höheren Lagen (das Absinken führt zu einer Abtrocknung der
unteren Troposphäre oberhalb der feuchten Grundschicht) und an den Nordseiten
der Mittelgebirge sowie an den Alpen kann sich auch länger die Sonne
durchsetzen. Die Milderung macht sich von Nordwesten her niedertroposphärisch
schon deutlich bemerkbar, bis zum Abend steigt die 850 hPa-Temperatur auf Werte
zwischen -3 Grad in Südostbayern und knapp +7 Grad an der Nordsee. "Unten" merkt
man davon allerdings nicht allzu viel. In einigen Regionen mit beständigem
Hochnebel im Südosten werden die 0 Grad kaum überschritten, örtlich gibt es
vielleicht sogar Dauerfrost. Ansonsten werden Maxima zwischen 1 und 5 Grad
erreicht, entlang des Rheins sowie vom Münsterland bis zur Nordseeküste etwa 5
bis 8 Grad.
In der Nacht zum Freitag zieht unser Sturmtief "YONATAN" dann allmählich ins
Seegebiet zwischen Island und Färöer-Inseln, füllt sich aber zunächst kaum
weiter auf. Der zugehörige Höhentrog greift auf Westeuropa über, wodurch der
Höhenrücken über der Mitte des Vorhersagegebietes allmählich an Substanz
verliert. Nördlich davon dreht die Höhenströmung über der Nordsee und
Nordwestdeutschland auf Südwest, die Frontalzone weitet sich von den Britischen
Inseln über die Nordsee bis nach Südskandinavien aus.
Während die Warmfront über Süd- bzw. Mittelskandinavien und die mittlere Ostsee
rasch ostnordostwärts vorankommt, gerät die Kaltfront über der südlichen Nordsee
und dem Ärmelkanal mangels Schubkomponente ins Schleifen. Im Zuge der
Warmfrontpassage und im Warmsektor fällt vor allem im Norden weiterhin etwas
Regen, später dann, präfrontal zur schleifenden Kaltfront, auch wieder im
Westen.
Unsicher ist nach wie vor, wie weit die von der deutschen Modellkette im Zuge
der eventuellen zweiten, sich im Höhenkeil dann aber langsam auflösenden
Warmfront simulierten leichten Regenfälle noch ostsüdostwärts vorankommen. In
der ersten Nachthälfte sollen sie nach Lesart der beiden Modelle zumindest noch
den zentralen Mittelgebirgsraum (Südwestfalen, Hessen und Westthüringen) und
Unterfranken erfassen. Die Mengen sind zwar nicht nennenswert, dennoch kann in
den Regionen - vorherige Auskühlung vorausgesetzt - vor allem in Tallagen der
Regen auf den kalten Böden gebietsweise gefrieren und zu Glatteis führen.
Hinweise darauf sind in den anderen Modellen allerdings nicht enthalten und auch
die ICON-Kette simuliert nur noch geringe Mengen.
Die Hochdruckzone über Süddeutschland wird nun langsam Richtung Alpen und
Südosteuropa abgedrängt, bleibt aber robust. Der Gradient fächert somit nur
langsam auf, entsprechend gibt es im Nordseeumfeld weiterhin steife, anfangs
auch noch stürmische Böen aus Südwest, an der Ostsee exponiert steife Böen und
auf dem Brocken stürmische Böen, anfangs auch Sturmböen.
Im Südosten bleibt es noch aufgelockert bis gering bewölkt, ebenso in Teilen von
Sachsen und Südbrandenburg. Allerdings breiten sich vor allem im Süden wieder
Nebel- und Hochnebelfelder aus bzw. verdichten sich. In diesen Regionen gibt es
verbreitet leichten, südlich der Donau oft auch mäßigen und in den Alpentälern
teilweise strengen Frost. In der Nordwesthälfte bleibt es dagegen mit Minima
zwischen 7 und 2 Grad frostfrei und in der Mitte tritt nur gebietsweise Frost
auf.
----------------------------------------------------------------
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Freitag ... ist den Ausführungen in der Frühübersicht nicht viel hinzuzufügen.
Ein die Britischen Inseln und die Nordsee bis zur Nacht zum Samstag
überquerender Kurzwellentrog verleiht der Kaltfront nun eine Schubkomponente,
der vorgelagerte Höhenkeil wird abgebaut und in der Nacht zum Samstag erreicht
die Front auch den Südosten des Landes.
Dort - vor allem in Südostbayern - fällt der Regen in die kalte Grundschicht und
somit steht wohl eine veritable Glatteislage ins Haus, die auch nach Lesart der
aktuellen Modellläufe auch unwetterartig ausfallen könnte.
Ansonsten greift die Milderung fast überall durch und warnrelevant ist dann nur
noch der Wind in einigen Höhenlagen sowie im Nordseeumfeld.
Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die Modelldifferenzen, die Niederschläge und das eventuelle Glatteis in der
Nacht zum Freitag betreffend wurden im Text angesprochen; wenn überhaupt, tritt
Glatteis nur sehr regional und schon gar nicht unwetterartig auf.
Anders in der Nacht zum Samstag: Da haben sich die Modelle inzwischen
angeglichen und es ist davon auszugehen, dass für Teile Ost- und Südbayerns
erneut eine mindestens markante Glatteislage ins Haus steht.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 26.11.2025 um 10.30 UTC
Leicht unbeständig, an der Nordsee und in Hochlagen teils stürmisch. Dabei meist
mild, nur im Südosten kälter und wiederholt Glatteisgefahr.
__________________________________________________________
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 03.12.2025
Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Samstag (29.11.) liegen wir im
Einflussbereich eines Langwellentroges, der vom Nordostatlantik bis nach
Westeuropa reicht und die vorgelagerte Geopotenzial- und Hochdruckbrücke nach
Südosten verdrängt. Ein erster kurzwelliger Troganteil überquert uns in der
ersten Tageshälfte ostwärts. Daran ist ein Bodentrog mit eingelagerter Kaltfront
gekoppelt, die leichte bis mäßige Regenfälle bringt. In Südostbayern sowie in
geschützten Tallagen der östlichen Mittelgebirge hält sich teils noch eine kalte
Grenzschicht mit Temperaturen um 0 °C inklusive gefrorener Böden, sodass
regional gefrierender Regen auftritt. Etwas Schnee fällt, wenn überhaupt, nur in
Hochlagen und in den Alpen oberhalb von 1000-1200 m. Postfrontal gelangt ein
Schwall maritimer, aber gut durchmischter Subpolarluft zu uns (T850 um 0 °C),
die rasch wieder unter den Einfluss eines Zwischenhochs kommt. Der Wind frischt
mit Passage des Bodentrogs vor allem an der Nordsee und in Hochlagen
vorübergehend stürmisch auf.
In der Nacht zum Sonntag und Sonntag tagsüber nähert sich von Westen die
Hauptachse des Troges und greift spätestens in der Nacht zum Montag schließlich
auf Deutschland über. Durch von Westen hereinlaufende WLA wird der Trog über dem
Nordmeer zunehmend zugeschüttet bzw. abgeschnürt und seine Wellenlänge verkürzt
sich. Im Bodenfeld wird ein kleines Randtief gestützt, das sich auf der
diffluenten Trogvorderseite vor allem über den Britischen Inseln recht stark auf
etwa 990-980 hPa vertiefen kann, sich später über der Nordsee bei aufrichtender
Vertikalachse aber rasch wieder abschwächt. Sein teil-okkludiertes Frontensystem
bringt vornehmlich der Westhälfte teils mäßigen Regen, nach Osten zu schwächt
sich dieser aber ab. Einem Schwall subtropischer Warmluft auf der
Tiefvorderseite folgt von Westen wieder maritime Subpolarluft, sodass in den
Alpen, wenn sich das kleine Föhnfenster schließt, oberhalb von rund 1200 m
wieder etwas Schnee fallen kann. Je nach Intensität sind im Nordwesten und
Norden bis weit ins Binnenland hinein stürmische Böen möglich, an der Nordsee
und in Hochlagen auch Sturmböen.
Am Montag schwenkt der Trog ostwärts durch verliert dabei aber weiter an Kontur.
Im Folgt ein kurzwelliger Rücken, der durch WLA vorderseitig des nächsten
Langwellentroges nebst kräftigem Tiefdruckkomplexes über dem Nordostatlantik
gestützt wird. Dadurch setzt sich im Tagesverlauf wieder schwacher
Zwischenhocheinfluss durch, bevor sich ab dem Abend mit Übergreifen einer
Warmfront in der Westhälfte wieder Regen einsetzt. Der auf südliche Richtungen
drehende Wind frischt im Vorfeld kräftig auf, in exponierten Mittelgebirgslagen
und an der Nordsee sind Sturmböen möglich.
Am Dienstag greift der neue Langwellentrog auf Westeuropa über, der Rücken wird
nach Osten verdrängt und wir gelangen auf die Trogvorderseite in eine leicht
zyklonale Südwestströmung. Die Warmfront des komplexen und intensiven
Tiefdruckgebietes mit Kernen im Bereich der Britischen Inseln und der Nordsee
zieht mit leichtem Regen noch relativ zügig südostwärts, gefrierender Regen ist
ganz im Südosten, wo sich bei windschwachen Verhältnissen erneut eine flache
kalte Grundschicht ausbilden kann, nicht gänzlich ausgeschlossen. Die
nachfolgende Kaltfront greift mangels Schubkomponente innerhalb der
südwestlichen Höhenströmung dann aber schleifend auf die Nordwesthälfte über. Da
aus der Höhe nicht viel Antrieb zu erwarten ist und sich die Bariklinität in
Grenzen hält, ist dennoch wahrscheinlich nicht mit ergiebigen Regenfällen zu
rechnen. Vorderseitig wird sehr milde Subtropikluft vor allem in die
Südosthälfte geführt, die sich im windschwachen Südosten aber nur schwer bis zum
Boden durchsetzen kann. An den Alpen setzt Föhn ein (teils schwere Sturmböen auf
den Gipfeln) und auch in Hochlagen und an der Nordsee sind weiterhin Sturmböen
zu erwarten.
Am Mittwoch weitet sich der Trpg über Westeuropa weit nach Süden aus und kommt
nur zögerlich ostwärts voran. Somit befinden wir uns weiter vorderseitig in
einer aufsteilenden Südwestströmung. Die Kaltfront des sich nach Skandinavien
verlagernden und sich abschwächenden Tiefdruckkomplexes liegt weiterhin
schleifend, aber kaum wetterwirksam diagonal über Deutschland. An der Nordsee
bleibt die Sturmgefahr bestehen, sonst lässt der Wind eher nach.
In der erweiterten Mittelfrist ab Donnerstag wiederholt sich der Ablauf
gewissermaßen. Der Trog greift zwar auf Deutschland über, wird aber erneut durch
hineinlaufende WLA vorderseitig des nächsten Systems über dem Atlantik
zugeschüttet und verliert an Wetterwirksamkeit. Hinter der südostwärts ziehenden
Kaltfront setzt sich wieder maritime Subpolarluft durch, die rasch unter
Zwischenhocheinfluss kommt. Danach wird die Vorhersage sehr unsicher: Zwischen
schlapper Troglage oder Zwischenhocheinfluss ohne signifikante Wettererscheinung
bis hin zu einer strammen Westlage mit Sturmgefahr scheint noch alles möglich.
Einzig die Chancen auf durchgreifendes Winterwetter stehen bis auf Weiteres
schlecht.
__________________________________________________________
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Das großräumige Muster wieder von den IFS-Modellläufen über weite Strecken der
Mittelfrist relativ kongruent simuliert, weswegen der grobe Wetterablauf als
recht sicher angesehen werden kann. Im Detail zeigen sich aber durchaus nicht
ganz irrelevante Unterschiede: So wird das Tief am Sonntag/Montag von den
neueren Läufen (12Z und 00Z) etwas stärker gerechnet als in den Vorläufen, womit
die Sturmgefahr im Nordwesten und Norden nun etwas größer zu sein scheint.
Signifikante Unterschiede ergeben dann ab der erweiterten Mittelfrist ab Mitte
der kommenden Woche, sodass nach aktuellem Stand keine haltbaren Aussagen
möglich sind bzw. die Simulationen mit Vorsicht zu genießen sind.
__________________________________________________________
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die Aussagen aus der Konsistenzbetrachtung lassen sich auch auf den
Modellvergleich übertragen. So zeigen sich zunächst lediglich kleinskalige
Unterschiede. UK10, mit Abstrichen auch UKMO gehen mit den jüngsten
IFS-Simulationen mit und rechnen am Sonntag ein ähnlich starkes Tief über der
Nordsee. Andere Modelle wie GFS, ICON und GEM lassen das Tief sich allerdings
rascher abschwächen. Hinter der Sturmgefahr am Sonntag im Nordwesten steht
demnach noch ein Fragezeichen.
In der erweiterten Mittelfrist gibt es ein ganzes Potpourri an möglichen
Szenarien. Im Gegensatz zu IFS (und GEM), die nur noch eine unspektakuläre,
diffuse Troglage mit teils sogar antizyklonalen Einschüben rechnen, möchte GFS
in seinem 00Z-Lauf von heute Morgen lieber eine stramme, zyklonale Westlage mit
signifikanter Sturmgefahr. Also auf Grundlage der deterministischen Modelle
keinerlei Aussage möglich!
__________________________________________________________
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Im Groben bestätigen die Ensembles des IFS den oben skizzierten Ablauf mit einer
Trogpassage am Wochenende, gefolgt von einem kurzwelligen Rücken zu Wochenbeginn
und langsam wieder zunehmendem Trogeinfluss zur Mitte der nächsten Woche. Eine
sich dabei sukzessive aufweitende Rauchfahne des Geopotenzials verdeutlich aber,
dass es neben kleineren zeitlichen Diskrepanzen auch größere Unsicherheiten im
Hinblick auf die Ausprägung von Trog und Rücken gibt. Diese Unsicherheiten
manifestieren sich auch beim Luftdruck. Am Sonntagmittag ergibt sich eine starke
Streuung beispielsweise über der Deutschen Bucht zwischen rund 990 und 1015 hPa,
wobei sich der deterministische Lauf eher im mittleren (Geopotenzial) bis
unteren Drittel (Luftdruck) befindet. Die Intensität des kleinen Tiefs ist also
wirklich sehr unsicher!
Bei der 850-hPa-Temperatur fällt das offenbar nicht ganz so ins Gewicht, hier
ist die Streuung nicht ganz so massiv (von wenigen Ausreißern abgesehen), wobei
sich ein lebhaftes Auf und Ab meist zwischen -3 und +6 °C einstellt (Wechsel aus
maritim erwärmter Subpolarluft und milder Subtropikluft). Der deterministische
Lauf nimmt eine gut eingebettete mittlere Position ein.
Im Zeitraum +72-96 h (Sa/So) werden drei Cluster gebildet, die alle dem Regime
"NAO positive" zugeordnet werden. Nennenswerte Unterschiede gibt es mit Fokus
auf Mitteleuropa noch nicht.
Im Zeitraum 120-168 h (Mo-Mi) stehen ebenfalls drei Cluster zur Auswahl. C1 und
C2 (44/51 Member) vollziehen den Übergang zu "NAO negative", C3 (7/51) bleibt im
Regime "NAO positive". Die Unterschiede sind weiterhin eher marginal. So wird
beispielsweise die Kontur des nächsten Langwellentroges über Westeuropa etwas
differenziert gerechnet.
Im Zeitraum 192-240 h (Do-Sa) werden vier Cluster gebildet. Die Unterschiede
nehmen dabei deutlich zu! C1 und C2 (34/51) verbleiben im Regime "NAO negative".
Der neue Langwellentrog greift zwar auf Mitteleuropa über, verliert aber an
Kontur und tropft zum Mittelmeer ab (Szenario des deterministischen IFS-Laufes).
Ähnlich sieht das in C4 (6/51) aus, wenngleich sich hier eine stärkere positive
Geopotenzialanomalie über Skandinavien und Osteuropa aufbaut (Blocking-Regime).
In C3 (11/51) erfolgt der Übergang zu einer teils zyklonalen West-/Südwestlage
("NAO positive"), was dem GFS-Szenario ähnelt.
FAZIT:
Die Mittelfrist ist gekennzeichnet von mehreren, aber eher schwachen
Trogpassagen und entsprechend leicht unbeständiger Witterung mit wenig
ergiebigen Niederschlägen. Diese fallen meist in flüssiger Form. Denn mit
südwestlicher bis westlicher Strömung wird mal stark erwärmte Subpolarluft, mal
subtropische Warmluft herangeführt, sodass es verbreitet mild ist. Lediglich im
Südosten kann sich bei stärkerem Zwischenhocheinfluss zeitweise eine kalte
Grundschicht ausbilden, was auch mal winterliche Warnereignisse wie gefrierenden
Regen auf den Plan ruft (insbesondere am Samstag!). Auch der Wind ist ein Thema,
insbesondere an der Nordsee und in Hochlagen ist es teils sehr windig. Mit einem
kleinen, noch sehr unterschiedlich gerechneten Tief besteht am Sonntag im
Nordwesten gar erhöhte Sturmgefahr.
In der erweiterten Mittelfrist ab Wochenmitte wird die Vorhersage sehr unsicher.
Vieles ist möglich, nur kein durchgreifendes Winterwetter.
_________________________________________________________
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
STURM:
Am Samstag an der Nordsee und auf exponierten Berggipfeln Sturmböen 8-9 Bft aus
Südwest bis West.
Am Sonntag nach vorübergehender Windabschwächung an der Nord-, in der Nacht zum
Montag auch an der Ostsee sowie auf Berggipfeln Sturmböen 8-9 Bft aus Südwest
bis West möglich. Auch im nord- und nordwestdeutschen Binnenland stürmische Böen
8 Bft gering wahrscheinlich.
Auch am Montag und Dienstag an der Nordsee und in Hochlagen teils stürmischer
Süd- bis Südwestwind.
GLATTEIS:
Am Samstag in Südostbayern und in geschützten Tallagen des östlichen Berglandes
anfangs noch gefrierender Regen und Glatteis möglich, Unwetter nicht
ausgeschlossen.
Sonntagabend und in der Nacht zum Montag sowie in der Nacht zum Mittwoch im
Südosten erneut örtlich Glatteis möglich.
________________________________________________________
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS det.+EPS, MOS-Mix
________________________________________________________
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser Sturm
Quelle: Deutscher Wetterdienst
